Schatteninseln gegen Hitzestau – ein Geschenk der Stiftung an die Basler Bevölkerung

Am 25. Juni um 11 Uhr war es – endlich – soweit. Die Stiftung Habitat übergab der Basler Bevölkerung als einer der letzten Höhepunkte ihres Jubiläumsjahres die «Klima-Pergola». Das grüne Dach auf dem Vogesenplatz wird den betonlastigen und bisher wenig einladenden Ort in den nächsten fünf Jahren beschatten, beleben und atmosphärisch aufwerten. Das Geschenk der Stiftung verdankt Basel auch dem Stadtteilsekretariat West. Dessen Co-Geschäftsstellenleiter Yorick Tanner erzählt, wie ein langjähriges Engagement für den Ort ein glückliches Ende nahm.

Bis das schattenspendende Rankengewächs seinen Platz auf dem Vogesenplatz finden konnte, musste viel Wasser den Rhein hinunterfliessen. 2013/2014 bereits wiesen das Stadtteilsekretariat Basel-West als Schnittstelle zwischen Bevölkerung und Verwaltung sowie diverse Quartiervereine auf bestehende Probleme des wachsenden Quartiers hin. Ebenso wurden Bedürfnisse bezüglich Gestaltung und Lebensqualität der Achse Vogesenplatz-Lothringerplatz-Voltaplatz formuliert. Fehlende Grünflächen und Beschattungen, daraus entstehende Hitzeinseln sowie eine mangelhafte Möblierung und Infrastruktur waren schon damals die meistgenannten Kritikpunkte. Doch ausser ein paar Pflanzenkübeln wurden bislang keine nachhaltigen Massnahmen ergriffen.

Auf bestem Weg zum Begegnungszentrum

In der Folge wurde eine Projektbegleitgruppe gegründet, die sich regelmässig zu Besprechungen und Besichtigungen traf. Von Anfang an richtete sich die Stiftung Habitat beim Planen und Projektieren danach aus, was den Vogesenplatz zu diesem Zeitpunkt kennzeichnete und – trotz allem – bedeutsam machte. «Der Ort ist sicher etwas unwirtlich und wenig idyllisch, weil er das Wetter, den Wind, den Verkehr und alle Umwelt-Einflüsse voll abkriegt», macht Yorick Tanner klar. «Er hat aber dennoch eine wichtige Zentrumsfunktion.» Ein Augenschein genügt, um festzustellen, dass der traditionelle Quartier-Markt, die gut frequentierte Tramstation, ein Imbiss-Stand und das Stellwerk mit Gründerzentrum, Dampfbad und Restaurant Perron im gegenüberliegenden Bahnhofsgebäude St. Johann tatsächlich für beträchtlichen Passanten-Verkehr sorgen

Wo ein Wille ist...

«Die Stiftung Habitat nahm die Anliegen des Quartiers ganz im Sinne des Volvo-Berichts auf» erinnert sich Yorick Tanner «und sie plante eine rasche Umsetzung». Zusammen mit den Architektinnen und Architekten und dem Szenografieteam von GroenlandBasel wurde eine der zahlreichen Anregungen zur Belebung und Begrünung des Vogesenplatzes planerisch ausgearbeitet. «Bei diesem Prozess», so Yorick Tanner, «stellten sich zahlreiche technische Fragen, die gelöst werden mussten. Es galt, Kompromisse zu finden.» Anfänglich bestand der Plan darin, das ganze Dach der Tramhaltestelle zu begrünen. Doch, weil die Schienennähe des Projekts ein bundesrechtliches Planungs-Genehmigungsverfahren ausgelöst hätte, musste das Vorhaben etwas eingedampft werden. «Jetzt wachsen die Pflanzen nur ein wenig auf dem Tramhausdach hoch, dafür fügt sich die Pergola sehr gut in den Platz ein», freut sich Yorick Tanner. «Sie ist angenehm diskret und zugleich doch sehr präsent und wirksam.» 

Sprühnebel gegen Hitze

Trotz kleiner Einschränkungen wird die Klimainstallation – einmal ausgewachsen – ihre Wirkung entfalten und die Überhitzung des Vogesenplatzes massgeblich reduzieren. GroenlandBasel beschreibt die Funktion der Pergola so: «Die Rankengewächse verdunsten Wasser und spenden Schatten. Tanks und Pumpen zur Bewässerung der Pflanzen sind in die Konstruktion integriert. Eine Photovoltaikanlage generiert Energie für das Bewässerungssystem und den Betrieb der Vernebelungsanlage, die im Sommer zusätzlich zur Kühlung der Umgebung beiträgt».

Vorbild für weitere Schattenspender?

Es wäre also wünschenswert, dass der innovative, aber nur temporäre Klimawandler auf dem Vogesenplatz nach fünf Jahren nicht einfach verschwindet. Oder, Yorick Tanner? – «Es wird nach dieser Phase sicher nicht schlechter werden dürfen», lautet die optimistische Antwort des 32-jährigen Soziologen. «Möglicherweise wird die Pergola-Idee Teil des entstehenden Stadtklima-Konzepts, bei dem der Vogesenplatz eine wichtige Rolle spielt». Die Klimainstallation der Stiftung Habitat wäre dann ein erster Schritt in Richtung einer dauerhaften Verbesserung des Vogesenplatzes und – warum nicht? – ein Vorbild und Prototyp für weitere grüne Klimawandler. Urs Buomberger, mit Katharina Sommer bei der Stiftung Habitat für das Projekt zuständig, sieht das ähnlich. Er sagt: «Es gibt in Basel durchaus noch Potenzial an Plätzen, wo eine derartige Pergola Schatten und Abkühlung spenden könnte.»

 

Stadteilsekretariat Basel-West

Volvo-Bericht

GroenlandBasel

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